Heavy Metal unter 18 Religionsgemeinschaften: In Beirut sorgt eine kleine Gruppe Musiker*innen für Durchzug in den Ohren und die Frage, ob sie Satan verehren würden. Früher verfolgt, mischen sie sich heute gesellschaftlich ein – auch in die Politik.
Ziad Baydoun dreht die Lautsprecher auf, „Bang, bang, Feuer frei“ schreit Rammstein, der Wind weht durchs offene Fenster in Ziads dunkle Locken, mühsam kämpft sich sein Auto den Berg hinauf, hoch ragen die Türme der Sankt Saba Kathedrale in den Himmel. Am Ortseingang streckt die weiße Statue des maronitischen Mönchs Charbel Makhlouf zum Empfang ihre Arme aus, „ein heißer Schrei“ singt Ziad.
Der Mann ist Libanese, Metalfan und Gitarrist in der Thrash Metal Band Madjera. An Straßenecken finden sich Vitrinen mit Heiligenstatuen, am Rand der Schnellstraße bietet ein Geschäft überlebensgroße Marienstatuen an. Ziad fährt mit offenem Fenster und dröhnenden Gitarrenriffs daran vorbei, weiter durch das Qadischa Tal im Nordlibanon, bekannt für seine vielen Klöster.
Ekstase, mystische und antireligiöse Texte, das ist das Konzept von Metal. Wie passt das zu einem Land mit 18 Religionsgemeinschaften, in dem man ohne Religion im Pass erst gar nicht wählen darf?
Eine Reporage über Heavy Metal in Beirut, erschienen in der taz.